Eigentlich bringt Babytragen keine Vorteile, ich finde die Überschrift selber gar nicht so passend. Denn Menschenkinder werden von der Verhaltensforschung als „Traglinge“ klassifiziert. Wirft man einen Blick auf unser Stammesgeschichte haben Menschen ihre Kinder seit Millionen von Jahren getragen. Evolutionär betrachtet kommen unsere Kinder, mit der Annahme getragen zu werden, auf die Welt.
Meiner Meinung nach sollte das Babytragen daher als Standart angesehen werden. Als das Normale. Die Überschrift sollte daher eigentlich lauten. Welche Nachteile bringt es mit sich, wenn ich nicht den Weg gehen, der von der Natur für uns vorgesehen wurde.
Dennoch möchte ich lieber in der positiven Form schreiben und euch erläutern, also welchen Gründen ich das Babytragen so sinnvoll finde.
Für ein Baby bedeutet Körperkontakt und die Nähe zu seiner Bezugspersonen ganz einfach Sicherheit. Dieser Urinstinkt unserer Kinder sicherte ihnen damals das Leben. Denn Babys sind nicht in der Lage alleine zu überleben. Ein Baby braucht einen Erwachsen, der ihm regelmäßig etwas zu Essen gibt, ihm hilft seine Körpertemperatur auszugleichen, es in den Schlaf begleitet und ihm Liebe und Nähe schenkt.
Der Greifreflex in den Händen und Füßen, sowie der Momo- Reflex, dienen zum festhalten. (Zugegeben ohne Fell natürlich kaum noch möglich). Dennoch sind sie Überbleibsel aus der Tragezeit von damals. Sie weisen darauf hin, was die Natur für uns vorgesehen hat
Die Hüfte eines Babys ist nach der Geburt noch nicht „fertig“. Das Hüftgelenk muss noch verknöchern. Die optimale Position dafür ist die Anhock-Spreizhaltung. (Siehe Bild). In dieser Position steht der Kopf des Oberschenkelknochens mittig in der Hüftgelenkspfanne und kann optimal reifen. (verknöchern)
Eltern bemerken beim Tragen die Unruhe ihres Kindes durch kleinste Bewegungen oder Laute ihrer Schützlinge. So können sie sehr früh auf die Bedürfnisse ihrer Kinder reagieren. Zum Beispiel kann in Ruhe ein geeigneter Platz zum Stillen/Füttern gesucht werden, ohne das das Baby bereits schreit als würde es verhungern. Liegt ein Baby dagegen im eigenem Bett oder im Kinderwagen, können die Eltern meistens erst auf ihr Kind reagieren, wenn es sich durch weinen bemerkbar macht.
Studien beweisen inzwischen, das getragen Baby’s am Tag bis zu 40 % weniger schreien. (1)
Ein weiterer Effekt wurde in diesem Zusammenhang festgestellt. Eltern, die sensibler auf Ihre Kinder reagieren können, fühlen sich im Umgang mit ihren Kindern sicherer. Und dies stärkt wiederum ihr eigenes Selbstbewusstsein (2) und natürlich die Bindung und das Urvertrauen zwischen den Eltern und dem Kind.
Eine starke Eltern-Kind-Bindung ist für unsere Kinder das Fundament des Lebens. Sicher gebunden Kinder werden schneller selbständig, wachsen zufriedener, entspannter und mit mehr Selbstvertrauen auf. (6)
Ich möchte hier noch einmal anmerken: das Tragen von Babys ist sicherlich nicht der einzige Weg eine gute Bindung zwischen den Eltern und Kind zu erzeugen. Es ist lediglich eine von vielen Methoden, auf die Bedürfnisse unserer Kinder einzugehen.
Ein Baby ist beim Tragen immer leicht in Bewegung, es wippt mit uns mit, es gleicht kleine Bewegungen von uns aus und trainiert dadurch ganz automatisch seine Tiefenmuskulatur und das Gleichgewicht. Kein Wunder also, dass die motorische Entwicklung von Babys in tragenden Kulutren, knapp eine Monat weiter ist, als die motorische Babyentwicklung der „schiebenden Kultur.“ (4)
Auch nicht zu vernachlässigen sind die gewonnen Handlungsfreiheiten für die tragende Person. Ob der Haushalt oder das Geschwisterkind, beide Hände sind frei und der Tragende ist flexibler. Wer stand schon einmal mit dem Kinderwagen vor einem defekten Aufzug?
Ich liebe diese Momente, meine Kinder ganz nah bei mir zu haben. Wenn sie sich zufrieden an mich kuscheln. Wenn sie friedlich schlafen oder wenn ich ihnen die Welt erklären kann. Mich macht das Tragen glücklich. Es ist eine so kurze Zeit in der Kinder von uns getragen werden wollen. Wir sollten die Zeit ganz bewusst genießen.
Für mich ist das Tragen inzwischen selbstverständlich und gehört in unseren Alttag.
Gerne klären wir in einer Trageberatung entstande Fragen zu diesem Thema.